Worte für den Tag – 28.11.2023 von Johannes Rogge (rbb)

„Immer, wenn im Freundeskreis die frohe Botschaft einer Schwangerschaft die Runde macht, geht es irgendwann auch um diese Frage: Habt ihr eine gute Hebamme? Wir waren damals spät dran und sind mit Glück und vielleicht ein bisschen Fügung noch fündig geworden. Aber das ist leider nicht jedem Paar vergönnt.

Vor der ersten Schwangerschaft hatte ich mir keine ernstzunehmenden Gedanken über das Hebammen-Dasein in Deutschland gemacht. Mittlerweile weiß ich: Der Hebammenberuf stirbt langsam aus, wenn nicht massiv gegengesteuert wird. Und so kann es mittlerweile schon mal vorkommen, dass eine Frau ihr Kind fast im Foyer des Kreißsaals bekommen muss, schlicht weil aufgrund des Personalmangels keine Hebamme früher zur Verfügung steht.

Dazu kommt: Der Hebammen-Job beginnt eigentlich nicht erst bei der Geburt. Gerade beim ersten Kind ist die Begleitung und Betreuung der werdenden Mutter und des Paars unfassbar wichtig. Zeit und Raum zu geben für alle Fragen und Unsicherheiten, die da sind. Ruhepool sein, wenn die werdenden Eltern fast durchdrehen. Rollen klären. Vertrauen geben. Bestärken.

Ich bin dankbar, dass wir eine so einfühlsame und bestärkende Hebammenarbeit erfahren durften. Und noch dankbarer bin ich natürlich für meinen Sohn – dieses Wunder, das unseren Alltag durcheinanderwirbelt, so viel wertvollen Schlaf kostet und doch von mir so geliebt wird, wie ich es vorher noch nie gespürt habe. Es klingt zwar abgedroschen und doch empfinde ich es so: Die Geburt des eigenen Kindes lässt mich viel selbstverständlicher an
einen Schöpfer glauben.

„Du schaffst das“ – „Hab Vertrauen in dich und deine Stärke“ – „Du bist groß, stark und wunderbar – so wie du bist!“ Das sind Sätze, die meine Frau von unseren Hebammen im Laufe der Monate gehört hat. Empowerment pur!
Und ich finde, aus diesen Sätzen klingt eine Haltung, die auch Gott jedem seiner Kinder – also jeder und jedem von
uns – entgegenbringt: Ich denke groß von dir, ich setze Vertrauen in Dich, Du bist mir wichtig und: ich liebe dich! Diese Haltung kann verändern. Sie gibt Kraft und Zuversicht; ist unglaublich wertvoll und schenkt am Ende Leben.“

Wir Hebammen im St. Josefs-Krankenhaus teilen diese Worte gern und danken Herrn Rogge vom Erzbischöflichen Ordinariat Berlin, dass er sie uns zur Verfügung gestellt hat. Diese „Worte für den Tag“ haben uns gut in unsere alltägliche (und -nächtliche) Arbeit starten lassen und wir finden, sie passen auch außerordentlich gut in die Weihnachtszeit.