Weltstillwoche 2024
„Stillfreundliche Strukturen. Für alle.“ – das Motto der diesjährigen Weltstillwoche unterstreicht die Bedeutung und Notwendigkeit einer unterstützenden und inklusiven Umgebung für werdende und stillende Mütter. Die Weltstillwoche findet jedes Jahr in der 40. Kalenderwoche statt, in diesem Jahr vom 30.09. bis zum 06.10.2024. „Unser Ziel ist es, eine Gesellschaft zu schaffen, in der jede Mutter, unabhängig von ihrem Hintergrund, Zugang zu den Ressourcen und der Unterstützung hat, die sie benötigt, um erfolgreich stillen zu können“ (Aleyd von Gartzen, Sprecherin der Nationalen Stillförderung).
Wir Hebammen im St. Josefs-Krankenhaus unterstützen dies ausdrücklich. Nicht erst, wenn das Baby geboren ist (und gestillt werden möchte).
In der Schwangerschaft können im Rahmen der Hebammenarbeit Fragen zu voriger Stillerfahrung, körperlicher und mentaler Vorbereitung besprochen werden. Realistische Erwartungen an die Zeit nach der Geburt werden u. a. im Geburtsvorbereitungskurs thematisiert und kommen auch in unserem Infoabend zur Sprache. Wenn Ihr zur Geburtsanmeldung kommt, bringt gern Euren Geburtsplan mit, auf welchem Ihr Euren Wunsch zur Stillbegleitung im Kreißsaal und auf der Wochenstation festhalten könnt.
Eine bestmögliche Grundlage für die Stillzeit legen fundierte Informationen – sowohl bei der Familie als auch beim Fachpersonal – und die Golden Hour. Zeit nehmen zum Kennenlernen direkt nach der Geburt, erste Anlegeversuche und Unterstützung da, wo sie sinnvoll ist. Kinder, die zarter geboren sind als der Schwangerschaftswoche entsprechend oder schon 3-4 Wochen vor dem erwarteten Geburtstag auf die Welt kamen, brauchen etwas mehr Aufmerksamkeit und häufigere Stillmahlzeiten. Auch ein Diabetes in der Schwangerschaft kann Auswirkungen auf das Baby haben und die frühzeitige Gabe von Kolostrum wird deshalb empfohlen.
Viele verbringen die ersten Tage nach der Geburt im St. Josefs-Krankenhaus auf der Station St. Anna, teilweise im Familienzimmer. Rund um die Uhr ist so möglich, dass fachliche Beratung in Anspruch genommen werden kann. Viel Hautkontakt mit dem Baby ist auch hier gern gesehen und hilfreich, um den Umgang mit dem Baby zu lernen und die frühen Zeichen des Babys lesen zu lernen, wann es stillen mag. Auf Wunsch können Bondingtücher und Stillkissen genutzt werden.
Natürlich gibt es Kinder, die nicht (ausschließlich) gestillt werden (können). Eine empathische Beratung führt in diesen Fällen zu einer stillfreundlichen Zufütterung und liebevollen Ernährung, die für die Familie gut funktioniert.
Im Wochenbett zu Hause begleiten wir Euch gern durch die vielen Irrungen und Wirrungen im Alltag mit eurem kleinen, neuen Familienmitglied. Den größten Teil unserer Arbeitszeit nimmt dabei meist eine richtig gute Stillberatung ein. Gründliche Untersuchung von Mama und Baby, Beobachten einer ganzen Stillmahlzeit und Auffangen von kleinen und großen Sorgen um das Gedeihen des kleinen Menschleins braucht eben Zuwendung. Oft reicht ein Bestärken in dem, was die Familie tut. Hin und wieder braucht es etwas Unterstützung, damit das Stillen gut gelingt.
Bis zum Ende der Stillzeit habt Ihr Anspruch auf Hebammenhilfe bei Still- und Ernährungsschwierigkeiten. Die (gesetzliche) Krankenkasse bezahlt also dafür, dass Euch Eure Hebamme auch bei einem Milchstau beraten kann, wenn das Kind bereits 8 Monate alt ist. Oder zwei Jahre…
Bei älteren Stillkindern ändern sich die Bedürfnisse, bei den Eltern auch. Stillgruppen, die durch Hebammen oder Stillberaterinnen geleitet werden, bieten einen geschützten Raum für Austausch, der fachlich fundiert Hilfe bietet.
Bei medizinischen Problemen, die das „normale Maß“ überschreiten, wird Eure Hebamme Eure Frauenärztin oder Eure Kinderärztin hinzuziehen – je nachdem, was zugrunde liegt.
Jeder Familie muss bewusst sein, dass nicht nur der Mensch mit der milchgebenden Brust für ein Gelingen der Stillzeit verantwortlich und zuständig ist!
Partner/in, Großeltern, befreundete Menschen (mit und ohne Stillerfahrung, auf jeden Fall mit einer Meinung dazu), die persönliche und gesundheitliche Situation, die Medien im weitesten Sinne, stillfreundliche Rückzugsorte… Die „Bubble“, in der sich die Familie bewegt kann immens unter Druck setzen oder unglaublich vieles leichter machen.
Wir als Hebammen sind uns unserer Verantwortung bewusst und bleiben mit Teilnahme an Fortbildungen, Workshops, Fachliteratur und interdisziplinärem Austausch auf aktuellem Wissensstand.
Und wisst Ihr, welche Berufe noch alles wissend sind oder sein müssen?:
Frauenärzt*innen, Kinderärzt*innen, (Kinder)Krankenpfleger*innen, Anästhesist*innen, Hausärzt*innen, Zahnärzt*innen, Hautärzt*innen, Physiotherapeut*innen, Rheumatolog*innen, Internist*innen, Erzieher*innen in Krippe und Kindergarten, Trainer*innen, Psychotherapeut*innen / Psycholog*innen, Mitarbeiter*innen beim Giftnotruf… diese Liste ist längst nicht vollständig.
Wir unterstützen Euch auf Eurem individuellen Weg!